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Mantra Shastra

Mantras sind zumeist ein wesentlicher Teil einer Sadhana. Sie werden u.a. zur Reinigung, Meditation und Transformation eingesetzt. Eine in Asien viel praktizierte Praxis ist neben der mentalen Wioederholung die halblaute Wiederholung (Japa) mit einer Mala-Gebetskette. Ein Mantra muß umso länger wiederholt werden, je länger es ist. Ein Guru kann bei einer Einweihung in ein Mantra oft einen kleinen Teil seines VAK auf den Schüler übertragen und damit die Wirksamkeit erhöhen. Das Mantra-Shastra leitet die Mantras aus dem Shabda ab. 


Der Mantra - Yoga befasst sich mit der Entfaltung des spirituellen Bewusstseins. Mantras dienen dabei auch der Transformation von Kräften und schlechten Eigenschaften. Daher hat jede tantrische Gottheit ein Bjia-Mantra(Keimsilbe) und verschiedene längere Mantras.

Im Hinduismus werden den sieben Matrikas Buchstaben und Vokale zugeordnet :

  • Avarga (Klasse der Vokale) – Yogīśvarī oder Mahālakṣmī
  • Kavarga (ka, kha, ga, gha, ṅa) – Brāhmī
  • Cavarga (ca, cha, ja, jha, ña) – Māheśvari
  • Ṭavarga (ṭa, ṭha, ḍa, ḍha, ṇa) – Kaumārī
  • Tavarga (ta, tha, da, dha, na) - Vaiṣṇavī
  • Yavarga (ya, ra, la, va) – Aindrī or Indrāṇī
  • Śavarga (śa, ṣa, sa, ha, kṣa) - Cāmuṇḍā
  • pavarga (pa pha ba bha ma)

Viele Mantras beruhen auch auf Bijas aus den Chakras.


Aus dem Japa Yoga: Eine kurze Abhandlung über das Mantra-Sahastra (Swami Sivananda, The Divine Life Society, Indien, 1992, S. 94-99) :

Ein Bija-Akshara ist ein Keim - Buchstabe und damit ein sehr mächtiges Mantra. Jede Gottheit hat ihr eigenes Bija-Akshara. Das grösste aller Bija-Aksharas ist OM, denn es ist das Symbol des  Paramatman (es muss dann natürlich auch im Tapoloka wiederholt werden).

OM enthält in sich alle anderen Bija-Aksharas. OM ist der allgemeine Ursprung oder der allgemeine Same, aus dem alle einzelnen Töne oder weitere Samen hervorgehen. Die Buchstaben des Alphabets sind nur Emanationen des OM, welches die Wurzel aller Töne und Buchstaben ist. Es gibt kein höheres oder grösseres Mantra als OM.

OM, wie es gewöhnlich ausgesprochen wird, ist eine veräusserlichte grobe Form des wirklichen subtilen unhörbaren Zustand von Schwingung, welcher "der Amatra" oder der unmessbare vierte transzendentale Zustand genannt wird. So wie die verschiedenen Devatas Aspekte oder Formen des EINEN HÖCHSTEN WESENS sind , so sind die verschiedenen Bija-Aksharas oder Bija-Mantras Aspekte oder Formen des höchsten Bija oder Mantra, viz., "OM".

 Auch die Buchstaben 'A', 'U' und 'M' ergeben nicht wirklich den transzendentalen oder originalen Zustand des Tonprinzips. Auch dieser Dreiklang ist nur ein Ausdruck oder eine Manifestation des höchsten "primal Dhvani" oder der Urschwingung. Der transzendentale Ton von "OM" wird nur von echten Yogins gehört und nicht von einem gewöhnlichen Ohr.
In der korrekten Aussprache des "OM" steigt der Ton vom Nabel auf, mit einer tiefen und harmonischen Schwingung, und manifestiert sich dann allmählich stufenweise bis zum oberen Teil der Nasenflügel (Anusvara, Chandrabindu).

Ganz allgemein besteht ein Bija-Mantra aus einem einzigen Buchstaben. Manchmal setzt es sich aus mehreren Silben zusammen. Das Bija-Mantra "Kam" hat zum Beispiel einen einzelnen Buchstaben mit dem "Anusvara" oder dem "Chandrabindu", das die Endung aller Bija-Mantras bildet. Im Chandrabindu sind Nada und Bindu zusammengemischt. Einige Bija-Mantras bestehen aus zusammengesetzten Buchstaben, wie zB. das Mantra 'Hreem'.

Die Bija-Mantras haben eine signifikante innere Bedeutung, und oft vermitteln sie keine offensichtliche Bedeutung. Ihre Bedeutung ist subtil und mystisch. Die Form des Bija-Mantra ist die Form der Devata, die es andeutet.

Die Bijas der fünf Mahabhutas oder grossen Elemente, i.e., der Devatas oder der regierenden Intelligenzes der Elemente, viz., Äther , Luft . Feuer . Wasser und Erde sind entsprechend Ham, Yam, Ram, Vam and Lam. Die Bedeutungen von einigen Bija-Mantras werden hier als Beispiele gegeben.

OM

OM besteht aus drei Buchstaben: 'A', 'U' and 'M'. Es bezeichnet die drei Perioden der Zeit, die drei Stufen des Bewusstseins, die gesamte Existenz. 'A' ist der Zustand des Wachens oder Virat und Visva. 'U' ist der Zustand des Träumens von Hiranyagarbha und Taijasa. 'M' ist der Schlafzustand , oder Isvara und Prajna. Studieren Sie die Mandukyopanishad, um die genaue Bedeutung von OM zu verstehen.

HAUM

In diesem Mantra ist "Ha" Siva. Au ist Sadasiva. Der Nada und Bindu bedeuten das, was Sorgen vertreibt. Mit diesem Mantra sollte Lord Siva verehrt werden.

DUM

Hier bedeutet "Da" Durga. U bedeutet Schutz(Anm.: durch die materiellen Äther, daher Vorsicht!). Nada bedeutet" Die Mutter des Universums". Bindu bedeutet Handlung(Verehrung oder Gebet). Dies ist das Mantra von Durga.

KREEM

Mit diesem Mantra Kalika sollte Kalika verehrt werden. Ka ist Kali. Ra ist Brahman. Ee ist Mahamaya. Nada ist die Mutter des Universums. Bindu ist der Vertreiber der Sorgen.

HREEM

Dies ist das Mantra von Mahamaya oder Bhuvanesvari. Ha bedeutet Siva. Ra ist Prakriti. Ee bedeutet Mahamaya. Nada ist die Mutter des Universums. Bindu bedeutet "Vertreiber der Sorgen".

SHREEM

Dies ist das Mantra von Mahalakshmi. Sa ist Mahalakshmi. Ra bedeutet "Reichtum". Ee bedeutet Befriedigung oder Zufriedenheit. Nada ist Apara oder das manifestierte Brahman oder Isvara. Bindu bedeutet "Vertreiber von Sorgen".

AIM

Dies ist das Bija-Mantra von Sarasvati. Ai bedeutet Sarasvati. Bindu bedeutet "Vertreiber von Sorgen".

KLEEM

Dies ist das Kamabija. Ka bedeutet "Lord der Begierde" (Kamadeva). Ka kann auch Krishna bedeuten. La bedeutet Indra. Ee bedeutet Zufriedenheit oder Befriedigung. Nada und Bindu bedeuten "das was Glück und Sorgen bringt".

HOOM

In diesem Mantra ist "Ha" Siva. U ist Bhairava. Nada ist das Höchste. Bindu bedeutet "Vertreiber von Sorgen". Dies ist das dreifache Bija von Varma (Panzer).

GAM

Dies ist das Ganesha-Bija. Ga bedeutet Ganesha. Bindu bedeutet "Vertreiber von Sorgen".

GLAUM

Auch dieses ist ein Mantra of Ganesha. Ga bedeutet Ganesha. La bedeutet " das was durchdringt". Au bedeutet Schimmer oder Glanz. Bindu bedeutet "Vertreiber von Sorgen".

KSHRAUM

Dies ist das Bija von Narasimha. Ksha ist Narasimha. Ra ist Brahma. Au bedeutet "mit den Zähnen nach oben zeigen". Bindu bedeutet Vertreiber von Sorgen.

Es gibt viele andere ähnliche Bija-Mantras, die verschiedene Devatas kennzeichnen. 'Vyaam' ist das Bija von Vyasa-Mantra, 'Brim' von Brihaspati-Mantra und 'Raam' von Rama-Mantra.

Man sollte obige Göttinnen daher eher als Aspekte des Shakti-Aspektes der Ishta-Devata ansehen.

SRI VIDYA .......

Sri-Vidya ist das grosse Mantra von Tripurasundari oder Bhuvanesvari oder Mahamaya. Es wird auch Panchadasi oder Panchadasakshari [1] genannt, denn es ist aus 15 Buchstaben (KA E I LA HRIM - HA SA KA HA LA HRIM - SA KA LA HRIM) gebildet. In seiner entwickelten Form besteht es aus sechzehn Buchstaben, und es wird Sodasi oder Shodasakshari genannt.
Der Aspirant sollte direkt von einem Guru in dieses Mantra eingeführt werden und sollte es nicht selber lesen noch selbst das Japa dieses Mantras versuchen. Dies ist ein sehr mächtiges Mantra, und es kann Schaden zufügen, wenn es nicht korrekt wiederholt wird vom Upasaka. So muss dringend darauf verwiesen werden, dass es nur von einem Guru mit den Siddhis dieses Mantras übergeben werden sollte. (Das Shiva Shadakshari Mantra ist : Om Namah Shivaya).

Die allgemeine Regel ist, dass dieses Mantra (Sri-Vidya) nur nach Durchlaufen bestimmter Stufen der Selbstreinigung durch andere Mantras (Anm. wie 'Aim kleem sau' oder 'Om Aim Hreem Shreem') wiederholt werden sollte. Am Anfang sollte ein Purascharana von Ganesa-Mantra praktiziert werden, dann sollten Purascharanas des Gayatri-Mantra, Maha-Mrityunjaya-Mantra und Durga-Mantra(Vaidika oder Tantrika) geübt werden. Danach sollten das Panchadasakshari und das Shodasakshari praktiziert werden.

Die Bija-Mantras und das Sri-Vidya sollten nur von jenen wiederholt werden, die sehr vertraut mit ihnen sind, über das Wissen der Sanskrit - Sprache verfügen, und die direkt von einem Guru eingeweiht wurden (Mantra-Siddhi, das VAK). Nur diese können das Japa der Bija-Mantras und das Sri-Vidya beginnen.
Andere sollten sich nicht diesen Mantras nähern, sondern sie sollten nur ihre eigenen Ishta-Mantras benutzen, die leicht auszusprechen und zu erinnern sind.

Über Mantra-Meditation (Swami Vishnudevananda)

Ich stelle hiermit fest und versichere, dass alle Bija - Mantras oder vermeintliche Bija-Mantras, ... , seit Jahrhunderten öffentlich bekannt sind. Sie sind in Indien allgemein bekannt und sind teilweise auch im Westen bekannt. Sie können in Büchern nachgelesen werden, die ich oder andere Autoren veröffentlicht haben, und sie können in fast jeder öffentlichen Bücherei gefunden werden. Sie sind nicht die überlieferten Geheimnisse irgendeiner speziellen Organisation. Viele der Bija-Mantras sind in meinem Buch "Meditation and Mantras" aufgeführt. Mein Guru H.H. Swami Sivananda aus Rishikesh zählte diese Mantras in seinem Werk "Japa Yoga" in dem Kapitel über die Bija-Mantras auf.

Ich zitiere hier die Punkte 8 and 9 von den 14 Punkten der Meditation, wie sie in Kapitel 2 meines Buches "Meditation and Mantras" skiziert werden:

8. Erlaube dem Geist zuerst, zu wandern. Er wird herumspringen, aber er wird eventuell konzentriert werden, zusammen mit der Konzentration des Prana.

9. Zwinge den Geist nicht, still zu werden. Dieses wird zusätzliche Gehirnwellen in Bewegung setzen, die die Meditation behindern.
Wenn der Geist fortfährt, zu wandern, so distanziere dich einfach davon, und beobachte ihn, als ob du einen Film beobachtest. Es wird allmählich abnehmen.

Wenn jemand, der unqualifiziert oder unvorbereitet ist, die Meditation zu beginnen, ein Bija-Mantra benutzt, können sich negative körperliche und psychische Effekte ereignen.

Die Yoga-Sutras von Patanjali und die Praxis der Formeln, die zu okkulten Kräften (siddhis) führen, sind bekannte Praktiken und werden in Indien gelehrt. Viele Übersetzungen der Yoga-Sutras können in vielen Büchereien in der ganzen Welt gefunden werden.

Die Raja-Yoga-Sutras wurden ebenso meinen Studenten durch mein Buch "Meditation and Mantras" zugänglich gemacht, wie auch von meinem eigenen Guru Swami Sivananda.

Desweiteren ist der Gipfel des Yoga nicht das Erreichen von "Siddhis", und diese Kräfte sollen nicht als ein Endziel gesucht werden. Patanjali selbst warnt in Kapitel 3 der Raja-Yoga-Sutras:

(37.) Davon kommt intuitives Hören, Gedanke, Sehvermögen, Geschmack und Geruch.

(38.) Te samadhau upasarga vyutthane siddhayah: Diese sind Hindernisse beim Erreichen des Zustandes des Samadhi, und sie werden als weltliche Kräfte des Geistes angesehen.

Patanjali macht klar, dass die oben beschriebenen "Siddhis" grosse Versuchungen darstellen und Ablenkungen vom überbewussten Zustand. Sie erscheinen nur jenen attraktiv, die in Weltlichkeit eingetaucht sind, in Egoismus und Wunsch nach Macht. Die Suche nach diesen Kräften kann jenen Personen viele körperliche und psychische Probleme bringen.

Übersetzungen der Mandalas des Rig Veda(Mandalas 1 bis 10) und Übersetzungen der Jaimini - Sutras sind nicht die private und einzigartige geheime Information irgendeiner bestimmten Organisation, sondern gänzlich Teil des niedergeschriebenen Erbes Indiens, und sie sind allgemein bekannt und werden öffentlich benutzt.

Die Information bezüglich der Mantras, Techniken und Schriften, die oben erwähnt wurden , sind definitiv nicht mit Copyright schützbarer Wissenskörper. Vielmehr sind sie ein integraler Teil des reichen kulturellen Erbes Indiens.
[30. June 1986]  [Signed Swami Vishnudevananda]
[Om Namo Narayanaya...Om - Peace - Om Santi]


Die obigen Mantras sind natürlich nur ein winziger Auschnitt aus der Vielfalt allein der hinduistischen Mantras. Auch der tibetische Buddhismus verwendet in seinen Ritualen eine Vielzahl von Mantras. Zur Vorbereitung der Meditation dient auch das Gurumantra

== Literatur ==
== Weblinks ==